Nahtmaterial für meine Anwendungsfälle

Das passende Nahtmaterial zu finden ist gar nicht mal so einfach!

Je nach medizinischem Fachgebiet und klinischer Indikation können unterschiedliche Nadel-Faden-Kombinationen in Frage kommen, über deren speziellen Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile man sich Bewusst werden sollte.

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie alles, was Sie über die verschiedenen Auswahlkriterien von chirurgischen Fäden wissen sollten, um schlussendlich das für Sie passende Nahtmaterial zu finden!


Wovon hängt die Wahl des optimalen Nahtmaterials ab?

Die Wahl des optimalen Fadenmaterials hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab, die man beachten sollte. Zu den Auswahlkriterien gehören


Oberflächenbeschaffenheit

Die Oberflächenbeschaffenheit chirurgischer Fäden spielt eine zentrale Rolle bei der Wahl des passenden Nahtmaterials. Denn nicht für alle Anwendungsbereiche eignen sich gleichzeitig monofile wie auch polyfile Fäden!

So können die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen die Gleiteigenschaften chirurgischer Fäden beeinflussen.

Auch die Stärke möglicher Gewebsreaktionen und Kapillareffekte wird über die Wahl der Oberflächenbeschaffenheit determiniert.


Gewebsreaktionen

Monofile Fäden zeichnen sich durch ihre glatte, geschlossene Oberfläche aus. Dies fördert einen weichen Gewebedurchzug und die Vermeidung von zusätzlichen Gewebstraumata.

Polyfile Fäden verfügen aufgrund ihrer geflochtenen, verzwirnten oder gedrehten Fadenstruktur über eine sehr raue Oberfläche. Diese sorgt für einen relativ trägen Gewebedurchzug, der im Gegensatz zu monofilen Fäden größere Gewebstraumata hervorrufen kann.

Pseudomononofile Fäden zählen als hybride Varianten zu den polyfilen Nahtmaterialien. Sie kombinieren die positiven Eigenschaften polyfiler  mit den Vorteilen monofiler Fäden. Die Beschichtung des Nahtmaterials sorgt für eine glatte Oberflächenstruktur, die eine weiche Perforation des Gewebes ermöglicht und zu einer geschmeidigen Handhabung beiträgt.


Kapillarität

Die Kapillarität oder Dochtwirkung spielt bei der Wahl von polyfilem Nahtmaterial eine entscheidende Rolle!

Sie beschreibt die Flüssigkeitsaufnahme der Nahtmaterialien über ihre einzelnen Filamente. Je filamentöser das Nahtmaterial ist, desto größer können mögliche Kapillareffekte ausfallen. Denn über die Flüssigkeitsaufnahme gelangen Mikroorganismen wie Keime oder Krankheitserreger durch die Fäden in die Wunde. Daher eignet sich polyfiles Nahtmaterial weniger für die Behandlung von infizierten Wunden.

Die Ansammlung von Flüssigkeit führt zudem zu einem Aufquellen der Fäden, was zu einer Minderung der Reißkraft beitragen kann.

Eine Beschichtung polyfiler Nahtmaterialien kann hingegen die Wirkung des Kapillareffekts abschwächen.

Abbildung von Wasser als Synonym für die Kapillarität von polyfilem Nahtmaterial.

Bei monofilem Nahtmaterial treten aufgrund der geschlossenen Oberflächenstruktur keine Kapillareffekte auf.

Aufgrund der minimierten Keimlast am Faden, eignet sich monofiles Nahtmaterial daher speziell für den Einsatz von infizierten und infektionsgefährdeten Wunden.


Plastizität

Die Plastizität beschreibt die Fähigkeit chirurgischer Fäden, bei Krafteinwirkungen eine neue Form anzunehmen und diese auch beizubehalten.

Je besser sich das Nahtmaterial an die Gegebenheiten und Erfordernisse des zu behandelnden Gewebes anpassen kann, desto flexibler und vielseitiger ist dessen Anwendungsbereich.


Elastizität

Die Elastizität von chirurgischem Nahtmaterial beschreibt dessen Flexibilität, welche einen entscheidenden Einfluss auf die Handhabung während einer Operation hat.

Denn je flexibler ein Faden hergestellt wurde, desto einfacher gestaltet sich der Nähprozess.

Wie elastisch letztendlich ein Faden ist, hängt von zwei entscheidenden Faktoren ab:

  • den Materialeigenschaften &
  • dem Durchmesser

Stark elastisches Nahtmaterial ist besonders für den Einsatz in der Gefäßchirurgie indiziert.

Abbildung einer Hand, die an einem Faden zieht. Dies steht stellvertretend für die Elastizität von chirurgischem Nahtmaterial.

 

 


Knotensicherheit

Die Knotensicherheit beschreibt die Kraft, die aufgebracht werden muss, um einen Knoten zum lösen und abrutschen zu bringen.

Sie hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Sicherheit eines Knotens haben:

 

Reibungseigenschaften &

Plastizitätseigenschaften

 

So sollten bei der Wahl des passenden Nahtmaterials die Beschaffenheit der Wunde und die zu erwartenden Zug- und Reißkräfte beachtet werden.


Knotenfestigkeit

Werden Seilfasern durch äußere Dehnungs-, Zug- und Quetschkräfte ungleichmäßig stark belastet, so kommt es zu einem Reißen eines Fadens.

Die Knotenfestigkeit beschreibt dabei genau die Kraft, die aufgebracht werden muss, um einen geknoteten Faden zum Reißen zu bringen.

Achtung Verwechslungsgefahr!

Knotenfestigkeit und Knotensicherheit hören sich ähnlich an, beschreiben jedoch unterschiedliche Kräfte.

Zur Erinnerung:

Die Knotensicherheit beschreibt die Kraft, die aufgebracht werden muss, um einen Knoten zum Abrutschen zu bringen, während die Knotenfestigkeit jene Kraft beschreibt, die notwendig ist, um einen Knoten zum Reißen zu bringen.

Wie viel Kraft aufgewendet werden muss, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:

dem verwendeten Nahtmaterial &

der Art des geknüpften Knotens

Alleine die Knüpfung eines Knotens verringert die Knotenfestigkeit um ~ 30 – 50%.


Fadenstärke

Heutzutage werden chirurgische Fäden unterschiedlicher Materialien und Stärken hergestellt.

Die Fadenstärke gibt die Mindestdicke eines Nahtmaterials an und kann von Produkt zu Produkt unterschiedlich sein.

Denn nicht für jeden Anwendungsbereich eignet sich ein und dieselbe Fadenstärke.

 

 

Beispiel
Mikrochirurgie
Abbildung eines Chirurgen zur Darstellung einer mikrochirurgischen Behandlung mit Nahtmaterial.
In der Mikrochirurgie kommen für die Behandlung von sehr feinen Strukturen besonders dünne Fadendurchmesser zum Einsatz.

 

Unfallchirurgie
Abbildung eines Kindes mit einem Arm im Gips. Das Bild dient der Darstellung von der Nutzung chirurgischen Nahtmaterials in der Unfallchirurgie.
Die Unfallchirurgie hingegen macht von der Verwendung dickerer Fadenstärken ( z.B für die Stabilisierung von Gelenken) Gebrauch.

Wie wird die Fadenstärke gemessen?

Die ersten chirurgischen Fäden, die den heutigen Nahtmaterialien ähneln, wurden im Industriezeitalter entwickelt.

Dabei erhielt der erste produzierte Faden die Referenzgröße 1.

Nächst dickere Nahtmaterialien wurden fortan durch höhere Werte (bspw. 2, 3, 4, 5) gekennzeichnet.

Dünnere Fäden hingegen erhielten den Zusatz “X/0” (Bsp. 2/0, 3/0, 4/0, 5/0, 6/0). Je feiner der Faden, desto höher der “X/0”-Wert.

 

Heutzutage sind die Referenzgrößen standardisiert, sodass die Fadenstärke entweder über das amerikanische Messsystem „USP“ (United States Pharmacopeia) oder das europäische Equivalent „metric“ (European Pharmacopeia) bestimmt wird.

Das USP gibt die Fadenstärke nach dem altbewährten “X/0 – System” an.

In der europäischen Schreibweise werden die Fadenstärken in Dezimalzahlen angegeben.

 

Abbildung einer Tabelle mit den unterschiedlichen Fadenstärken von chirurgischem Nahtmaterial und dessen Bezeichnungen in den verschiedenen Pharmakopöen

Die Fadenstärke ist auf jeder Nahtmaterialverpackung aufgedruckt. Häufig liegt der wahre Durchmesser etwas über der angegebenen Stärke, jedoch immer unter dem nächstdickeren Schwellenwert.

 

 

 


Abbildung von chirurgischem Nahtmaterial und einem Nadelhalter. Der Nadelhalter greift und legt den Fokus auf die Nadel.

Nadeln

Hochwertiges Nahtmaterial kennzeichnet sich durch seine perfekt aufeinander abgestimmten Nadel – Faden – Kombinationen.

Chirurgische Nadeln unterscheiden sich anhand ihrer/ihres:

 

Nadelkrümmung

Nadelkörpers

Nadelspitze &

Nadellänge

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