Wieso ist chirurgisches Nähen im dentalen Bereich so wichtig?
Das Nähen einer Wunde ist der finale Schritt eines chirurgischen Eingriffs. In der Dentalchirurgie entscheidet die Qualität der Wundnaht maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg einer Operation.
Daher sollte der Verschluss einer Wunde genügend Zeit in Anspruch nehmen und von qualifiziertem und geschultem Personal praktiziert werden.
Viele Nähte sind der Wunde Tod
Diese Betrachtungsweise ist längst nicht mehr zeitgemäß.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die klassische Chirurgie zu einer hochgradig technologisierten medizinischen Teildisziplin entwickelt. Heutzutage ermöglichen mikrochirurgische Eingriffe eine atraumatische Wundbehandlung mittels sehr dünner Nadel-Faden-Kombinationen.
Daher gilt: So viele Nähte wie nötig, aber so wenig wie möglich!
Sind viele Nähte notwendig, so bedeutet dies nicht implizit, dass die Qualität einer Wundnaht schlecht ist.
Worauf ist beim dentalchirurgischen Nähen zu achten?
Beim dentalchirurgischen Nähen wird zu Beginn das flexible Weichgewebe an beiden Wundrändern gefasst. Anschließend sollte dieses mittels einer atraumatischen Nadel-Faden-Kombination und ausreichend Platz zwischen Wundrand und Einstichloch senkrecht zur (Schleim)Hautoberfläche durchstochen werden. Um ein Ausreißen der Wundränder zu vermeiden, sollte dabei stets ein Abstand von 3 – 5mm zum Inzisionsspalt eingehalten werden.
Der Einstich erfolgt dann in die befestigte „attached“ Gingiva. Das ästhetische Ergebnis der Wundnaht fällt in diesen Fällen am besten aus, da dort die sichtbare Narbenbildung am geringsten ist. Dabei muss beachtet werden, dass die Nadel durch das Gewebe gedreht und nicht durchzogen wird. In einem nächsten Schritt können nun beide Wundränder miteinander verbunden werden. Das weitere Vorgehen ist je nach gewählter Nahttechnik unterschiedlich.
Jedoch sollte im Vorfeld sorgfältig abgewägt werden, welche Technik sich für die vorliegende Wunde am besten eignet. Die weitere Stichführung erfolgt dann symmetrisch zum bisherigen Stichmuster. Auf diese Weise wird ein fester und stufenloser Wundverschluss ermöglicht. Insgesamt ist es wichtig darauf zu achten, dass beim Vernähen von Wunden keine Hohlräume unter der Naht entstehen und die Nähte ausreichend durch mehrfache Knoten fixiert werden.
Tipps zum dentalchirurgischen Nähen
Eine Wundnaht sollte einfach gehalten werden! Meist ist die einfachste und unkomplizierteste geeignete Naht die beste!
Die Qualität des richtigen Materials bestimmt maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg einer Wundnaht! Daher sollten stets qualitativ hochwertige Nahtmaterialien und -Instrumente verwendet werden.
Bei chirurgischen Eingriffen in der Oral- und Parodontalchirurgie sollte in der Regel monofiles, nicht-resorbierbares Nahtmaterial der Stärken 4/0 bis 7/0 verwendet werden.
Ausnahmen: Operationen bei geistig und körperlich behinderten Menschen sowie subkutane oder mehrschichtige Nähte. In diesen Fällen ist resorbierbares Nahtmaterial das Mittel der Wahl.
Nahtmaterial sollte stets in der geeigneten Fadenstärke verwendet werden. Dabei gilt – so dünn wie möglich, so dick wie nötig!
Nicht-resorbierbare Fäden sollten nicht zu früh entfernt werden. Werden Fäden zu früh entfernt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wunden wieder öffnen.
Chirurgische Fäden sollen dazu dienen, Wundränder spannungsfrei zu verschließen. Sie sollten allerdings nicht als Stricke zum Zuziehen einer Wunde verwendet werden.
Zu kurz abgeschnittene Fadenenden können zu schmerzhaften Weichgewebsreizungen führen. Zudem erschweren zu kurze Fäden die Nahtentfernung. Deshalb sollten Fäden nie zu kurz abgeschnitten werden. Hingegen können zu lang abstehende Enden zu Rötungen und Beeinträchtigung des umliegenden Gewebes führen.
Beim Setzen von Nähten ist eine präzise und gewissenhafte Arbeitsweise eine notwendige Voraussetzung! Nach dem Setzen der Knoten sollte die Naht sicher liegen und nicht mehr verrutschen. Der Knoten muss stabil geknüpft sein und darf sich nicht unerwünscht lösen.
Es sollten immer nur so viele Knoten wie notwendig geknüpft werden! Extraknoten verbessern nicht die Haltekraft eines Knotens! Sie vergrößern lediglich die Dicke!
DIES KANN IN EINZELFÄLLEN BEI MATRATZENNÄHTEN SINN ERGEBEN, UM DEN SCHWIERIGEN FADENVERLAUF VERFOLGEN ZU KÖNNEN, JEDOCH SIND EXTRAKNOTEN VERSCHWENDUNG DES VERWENDETEN MATERIALS UND KÖNNEN BEI UMLIEGENDEN GEWEBE ZU BEEINTRÄCHTIGUNGEN FÜHREN.
Die richtige Vorgehensweise macht den Unterschied! Damit sich ein erster Knoten nicht wieder versehentlich löst, während ein zweiter vorbereitet wird, ist die richtige Vorgehensweise entscheidend.
BIS EINSCHLIESSLICH EINER FADENSTÄRKE VON 5/0 IST DIE 2-1-1-METHODE* ZUM KNÜPFEN CHIRURGISCHER KNOTEN EMPFEHLENSWERT. AB EINER FADENSTÄRKE VON 6/0 SOLLTE DIE 3-2-1- ODER 3-1-2-METHODE* ANGEWENDET WERDEN
Speziell beim Nähen von filigranen Strukturen und feinem Gewebe sollten stets Hilfsmittel verwendet werden! Ratsam sind hierbei Operationsmikroskope oder Lupenbrillen mit Lichtsystem!
*Die Zahlen geben die Anzahl der Überwürfe der Knoten an. Der erste und dritte Knoten werden dabei immer in dieselbe Richtung geknüpft. Der zweite entsprechend in entgegengesetzter Richtung.